Fachhochschule weiter nutzen durch Änderung der Bauleitplanung

Votierungsliste Nummer: 
30
Laufende Nummer: 
395
Art der Übermittlung: 
Internet
Betrifft: 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Die Bauleitplanung ist mit dem Ziel des Erhalts und der Weiternutzung des Gebäudes der Fachhochschule, des Staudenhofes und des Hotels Mercure zu ändern. Hierbei soll ein bürgernaher Diskussionsprozess mit Ideensammlung und eine Auswahl durch eine unabhängige Kommission erfolgen. Das entsprechende Bürgerbegehren sollte ernst genommen werden.

Bewertung / Einschätzung der Landeshauptstadt Potsdam: 

Die durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Sanierungsziele sehen in Form des Leitbautenkonzepts für das Fachhochschulareal (Blöcke III und IV) eine Neubebauung in Anlehnung an die historischen Blockstrukturen vor.

Das Leitbautenkonzept macht neben städtebaulichen und architektonischen auch nutzungsspezifische Vorgaben. Ein innenstadttypischer Nutzungsmix soll zur weiteren Belebung der öffentlichen Räume rund um den Alten Markt beitragen.

Eine Anpassung der am 5. Juli 2017 gefassten Auslegungsbeschlüsse für die Bebauungspläne SAN-P 18 und SAN-P 19 bedürfte eines entsprechenden Änderungsbeschlusses durch die Stadtverordnetenversammlung.

Angesichts bisheriger Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung und der voranschreitenden Abrissplanung der Fachhochschule ist eine Umsetzung des Vorschlags nicht möglich.

Auf der Grundlage der Beschlüsse 12/SVV/0386 und 16/SVV/562 steht für das Gebäude Am Alten Markt 10 (sog. „Staudenhof" – Block V) eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zur Realisierbarkeit nach den Vorgaben des Leitbautenkonzepts aus.

In Bezug auf das Hotel Mercure hat die Stadtverordnetenversammlung durch Beschluss 16/SVV/562 entschieden, alle Bemühungen eines Erwerbs zum Zwecke des Abrisses einzustellen.

Das 2016 angestrebte Bürgerbegehren wurde mit Entscheidung des Verwaltungsgerichts Potsdam für unzulässig erklärt. Dennoch hat die Landeshauptstadt Potsdam wichtige Punkte aus der Diskussion im Zusammenhang mit dem Bürgerbegehren aufgegriffen und in den weiteren Prozess integriert.

Kosten der Umsetzung: 
  • Rückzahlung von Fördermitteln
  • Einnahmeverluste durch ausbleibende Grundstücksverkäufe
  • Kosten für Modernisierung und Nachnutzung des FH-Gebäudes
  • Mögliche Entschädigungszahlungen
Verlauf der Vorschlagseinbringung / Rechenschaft: 

Der Vorschlag wurde im Bürgerhaushalt 2018/19 der Landeshauptstadt Potsdam eingereicht. Er erhielt von den Potsdamerinnen und Potsdamern bei der abschließenden Votierung insgesamt 2.886 Punkte, wurde unter der Nummer 13 in die "Top 20 - Liste der Bürgerinnen und Bürger" aufgenommen und am 8. November 2017 der Stadtverordnetenversammlung übergeben. Der Vorschlag wird nun unter der Nummer DS 17/SVV/0834 in die politische Beratung des nächsten Stadthaushalts einbezogen und kann in den Kategorien „Annahme“, „In Umsetzung“, „Prüfauftrag“ oder „Ablehnung“ entschieden werden. Der Vorschlag wurde im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr am 28.11.2017 thematisiert und die Ablehnung empfohlen. Diese wurde mit Verweis auf die langjährige Diskussion und bereits gefasste Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung begründet (2/4/0). Der Vorschlag wurde im Finanzausschuss am 22.11.2017 thematisiert. Dabei kam auch der Vorschlageinbringende zur Wort. Nach ausführlicher Diskussion wurde die Ablehnung (2/4/0) empfohlen, mit Bezug auf bereits vorhandene anders lautende Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung. Die Stadtverordnetenversammlung hat am 7.3.2018 eine „Ablehnung“ beschlossen. Aus diesem Grund erfolgen hierzu im Rahmen der Rechenschaftslegung des Bürgerhaushalts 2018/19 keine weiteren Ausführungen.


>> Der Vorschlag wurde nach der Priorisierung vom Redaktionsteam, in dem Vertreter der Bürgerschaft und Verwaltung tätig waren, aus mehreren Vorschlägen zusammengefasst:

Nr. 395 - Fachhochschule  stehen lassen und umnutzen
Vielfältiges Potenzial des eleganten und materiell wie architektonisch wertvollen FH-Gebäudes nutzen statt abreißen: bürgernaher Diskussionsprozess, Ideensammlung, Auswahl durch unabhängige Kommission. Ein vielfältiger Nutzungs-Mix bringt neues innerstädtisches Leben an diesen spannenden Ort, der gerade durch den schönen städtebaulichen Kontrast zwischen Nikolaikirche, Schlossneubau und "schwebender" FH-Architektur seinen Reiz entfaltet. Mit einem aufwendigen Abriss und einem Neubau einer Büro-und Schlafstadt würde dieser wichtige Identifikationsort leblos und grau.

Nr. 536 - Bürgerbegehren ernst nehmen: FH/Staudenhof/Hotel erhalten
Mein Vorschlag zum Bürgerhaushalt Potsdam: Die Bürger sollten mit ihren Anliegen ernst genommen werden. Was ist das Wort des Potsdamer Bürgers denn heute noch wert? Nichts! Was es wert ist, hat man dem Bürger deutlich gezeigt, als zum Beispiel die ausreichend vielen Stimmen für den Erhalt der Fachhochschule, dem Staudenhof und dem ehemaligen Interhotel einfach durch einen Winkelzug weggewischt wurden. Es war ja nur das Begehren der Bürger. Man sollte dafür sorgen, die nach der Wende verschlampten Ecken, wie die FH, Staudenhof, Hotel usw. schnellstens wieder herzurichten und zu erhalten. Der jetzige Zustand ist ein Nachwendezustand. Das wäre ein echter Beitrag für Nachhaltigkeit. Zusammen mit der Bibliothek war es mal ein sehr schönes Areal, auch noch zur Wendezeit.

Alter Markt
14467 Potsdam
Deutschland

Kommentare

Dieser Gebäudekomplex symbolisiert Bildung, Begegnung und öffentliches Bewusstsein in der Mitte Potsdams und hat bisher für buntes vielfältiges Leben gesorgt. Das sollte auch in Zukunft so bleiben. Daher sollte dieser Ort nicht privaten Investoren geopfert werden!
Und DANKE an alle Beteiligten für den wunderbaren Nachmittag am 11. Juni 2017!

Jeden Tag eine Veranstaltung, Sportkurse, Sprachurse, Ateliers und jede Menge Platz für Kunst und Kultur. Die Fh belebt jetzt schon die Innenstadt, wie kein anderes Gebäude. Daher, klares JA für die FH!

Gerade dieses jetzt noch bestehende Ensemble an Architekturen macht diesen Platz zu einer Besonderheit - vielleicht sogar bis weit über die Landesgrenzen hinaus: Der Erinnerungsbau eines scheinbar barocken Stadtschlosses, ein schon zum zweiten Mal nachgebauter Palast - der Barberini-Palast, das wieder aufgebaute "Alte" Rathaus, welches Palladios Renaissacevillen nachempfunden sein soll, die nach den Kriegszerstörungen wieder aufgebaute Nikolaikirche im Stil des Klassizismus und dann ein wirklich historischer Bau im Stil des Sozialismus - unser altes Fachhochschulgebäude. Gerade uns als Restaurierungs-Studenten der FH Potsdam ist es ein besonders großes Anliegen, dass dieses Gebäude erhalten bleibt. Jede Epoche hat ihre Berechtigung in dieser Stadt. Eine Sanierung könnte eine große Bereicherung für Potsdam sein.

Es geht hier nicht nur allein um das Gebäude, welches für sich genommen schon unzählige Nutzungen für die Stadtgesellschaft bereit stellen kann.
Es geht auch um den Ausverkauf von öffentlichem Eigentum! Wird die FH abgerissen und werden die Flächen an private Investor*innen verkauft, ist dieser Grund und Boden im Zentrum Potsdam für immer offentlichem Eigentum entzogen. Allein deswegen schon muss dieser Ausverkauf der Stadt aufhören.

Auf lange Sicht ist es falsch. Glauben Sie mir.
(Ich komme aus der Zukunft.)

Renovieren statt demolieren!
Dieses wunderbare Stück Architektur der Moderne ist ein öffentliches Gebäude, das eine vielfältige Nutzung erlaubt, und das nur deswegen als "Schandfleck" beschimpft wird, weil es in aller Absicht seit 20 Jahren nicht baulich gepflegt wurde.
Der Abriss der Fachhochschule wäre eine ebensolche Schandtat, wie es die Sprengung der Garnisonkirche gewesen ist. Ein solches Vorgehen ist keine "behutsame Annäherung an den historischen Stadtgrundriss" wie einst beschlossen, sondern Gewalt pur, die die Leistungen einer ganzen Generation verschwinden lassen soll.

Kein Unternehmer würde eine so lange zurückliegende und nicht mehr zeitgemäße Entscheidung umsetzen. Kein Historiker kann die Vernichtung eines Paradebeispiels für die in Architektur umgesetzten Ideen einer politischen und sozialen Epoche gutheißen, auch wenn er die Epoche nicht gutheißen kann und schon gar nicht die damaligen Entscheidungsträger.

Die Entscheidung über den Erhalt oder die Vernichtung des Fachhochschulgebäudes sollte nachfolgenden Generationen überlassen bleiben. Sie können dann mit mehr Abstand, dem Wissen über die bis dahin erfolgte Stadtentwicklung sowie Erfahrung mit Zwischennutzungskonzepten eine rationale und weniger emotionale Entscheidung treffen.

Mit Blick auf Fehlentscheidungen in anderen Städten, kann man der Stadt Potsdam nur wünschen, dass es ein Moratorium für den Abriss des FH Gebäudes gibt, und dieses dann zunächst für zehn oder 15 Jahre mit einer Zwischennutzung bespielt wird.
Auch die erzielbaren Verkaufspreise werden in dieser Zeit noch sehr stark ansteigen.

Und alle, die meinen, dass das FH Gebäude aus gestalterischen Gründen verschwinden müsse, mögen sich bitte endlich bewußt machen, dass es nur extrem wenige Menschen mit qualifiziertem Geschmack gab und gibt. Palladios, Schinkels und Lennés sitzen eben nicht in einer SVV oder im Denkmalpflegeamt. Welche der internationalen Architekturgrößen waren denn bei der Entscheidung eingebunden?

Trotz eindeutigem Votum der Potsdamer für einen Erhalt durch den Bürgerentscheid, wird von der Stadt einfach weitergemacht. Zunächst begründet durch eine fadenscheinige Ausserkraftsetzung des Bürgerentscheids und jetzt durch die Begründung, dass der Abrissprozess schon zu weit fortgeschritten sei!? Wie ernst nehmen wir eigentlich Demokratie bei uns? Man fühlt sich als Bürger machtlos und die Meinung scheint unerwünscht. Ich hoffe, dass hier bald die Kurve gekriegt wird - dieser Prozess ist ein Trauerspiel.

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