Erste Tempo-30-Stadt

Laufende Nummer: 
689
Art der Übermittlung: 
Internet
Betrifft: 

Auch wenn es noch keine gesetzliche Grundlage zur Umsetzung einer für die ganze Stadt Potsdam geltenden Tempo-30-Zone für alle Verkehrsteilnehmer gibt, bitte ich mit meinem Vorschlag um die Durchsetzung einer maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf allen Wegen und Straßen. Natürlich weiterhin bestehen bleiben sollen empfindliche Bereiche in welchen schon jetzt Geschwindigkeiten unter 30 km/h, z.B. Fahren mit Schrittgeschwindigkeit. Darüber hinaus sehe ich es als unproblematisch, wenn weiterhin höhere Geschwindigkeiten auf den so genannten Schnellstraßen oder Autobahnen innerhalb der Stadt gefahren werden, sofern es keine Gehwege oder direkt angrenzende Gebäude gibt. Eine Durchführbarkeit sollte doch bitte vor allem im Zugewinn der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, insbesondere der Unmotorisierten, sowie der Reduzierung von Lärm- und Schadstoffemission überlegt werden. Nicht zu vergessen auch eine Kostenminimierung der Stadt Potsdam, im Bezug auf sehr viel weniger Straßenschilder und deren Instandhaltung. Es scheint doch als Wahnsinn, wenn schon jetzt mehr einzelne Tempo-30-Zonen eingerichtet werden als die Möglichkeit mit einer längst nicht mehr zeitgemäßen zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50km/h (in der Realität nicht selten auch schneller) auf Straßen innerhalb von Städten unterwegs zu sein. Wobei doch diese noch aktuell maximal mögliche Geschwindigkeit nirgendwo, Dank Ampeln und Staus, tatsächlich kontinuierlich gefahren werden kann und wenn es möglich wird die Unfallgefahr doch stark ansteigt.

Verlauf der Vorschlagseinbringung / Rechenschaft: 
Dieser Vorschlag wurde im Rahmen des Bürgerhaushalts der Landeshauptstadt Potsdam eingereicht. Er erhielt während der Vorauswahl keine ausreichende Punktzahl von den Bürgerinnen und Bürgern und konnte aus diesem Grund nicht im weiteren Verfahren berücksichtigt werden. Eine solche Zurückweisung bedeutet jedoch nicht, dass der Vorschlag keine weitere Beachtung findet. Zur Kenntnisnahme und möglichen Berücksichtigung wurde die Anregung dem zuständigen Fachbereich der Landeshauptstadt Potsdam zur Verfügung gestellt.

Kommentare

Im Grunde genommen geht es ja um eine Umkehrung, was Regel und was Ausnahme sein soll und demzufolge, für was die Begründungspflicht besteht: Dass bei Regel-Tempo 50 in der Stadt Tempo 30 begründet werden muss oder eben umgekerht bei Regel-Tempo 30 das höhere Tempo 50 einer Begründungspflicht unterliegt.

Auf EU-Ebene ist von den entsprechenden Ausschüssen schon längst beschlossen worden und so sieht es auch der Verkehrssicherheits-Rat, wenn ich mich nicht recht irre. Auch der Verkehrsgerichtstag hat wohl Entsprechendes auch schon beschlossen.

Die Beengtheit und die Unübersichtlichkeit innerhalb einer Stadt verlangt geradezu Tempo 30 als Regel, dies mit der Folge, dass alle höheren Geschwindigkeiten extra begründet werden müssen. Für die Nuthestraße ist die Begründung für eine höhere Geschwindigkeit ein Selbstgänger, ebenso für die Heinrich-Mann-Allee, zumindest ab Kahleberg. Bei der Zeppelinstraße und der Großbeerenstraße sieht die Sache allerdings völlig anders aus.

Mein Eindruck ist derjenige, dass 80 % in der StVV die Angelegenheit nicht nüchtern, sondern hysterisch sehen. Das krampfhafte Festhalten an Illusionen zeugt eigentlich davon, der Illusion Gewahr geworden zu sein. Auch bei Tempo 50 als Regel-Tempo in der Stadt.

Vor nunmehr 60 Jahren wurde in der BRD die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h innerhalb geschlossener Ortschaften eingeführt. Auch damals wurde von allen Seiten gegen die Einschränkung einer bis dahin höheren Höchstgeschwindigkeit in Städten gewettert. Obwohl zur Kenntnis genommen wurde das Geschwindigkeiten unter 50 km/h, wie es schon damals in Großbritannien der Fall war, eindeutig zur Reduzierung von Unfällen beiträgt, wurde die (meiner Meinung nach willkürliche) Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h eingeführt. Natürlich sind mit der mäßigen Reduzierung auf 50 km/h innerhalb geschlossener Ortschaften und verbesserten technischen Einrichtungen an moderneren Fahrzeugen und dennoch zunehmendem Verkehr weniger Unfälle zu verzeichen. Aber, wieviel weniger Unfälle mit tragischen Folgen hätte es seit 60 Jahren gegeben, wenn damals bereits "Tempo 30" gegolten hätte?
Nun ja, wenn es unumgänglich ist den "Schilderwald" weiter auszubauen und vor allem Instand zu halten, bevor es hoffentlich irgendwann einmal in ganz Deutschland bzw. der EU das Tempolimit von 30 km/h in Städten gibt, dann muss es wohl so weitergehen. Interessant wäre dann natürlich auch mal eine Überlegung zu den Kosten des Rückbaus der dann unnötig werdenden Unmengen an Verkehrsschildern, wenn es soweit ist. Und was könnte eine Stadt wie Potsdam an Kosten zur Instandhaltung von Straßen bis dahin sparen, wenn schon jetzt schonender mit Tempo 30 statt 50 gefahren wird?

Auf folgendes möchte ich ebenfalls noch aufmerksam machen. Es wird eine Zunahme des elektromotorischen Verkehrs zu verzeichnen sein. Neben einem schadstofffreien Betrieb kann ein Elektrofahrzeug auch nahezu geräuschlos auf einer modernen Asphaltdecke unterwegs sein. So kann es durchaus ein weiteres Problem im täglichen Verkehr werden, ein mit 50km/h (oder auch schneller) heranfahrendes Elektrofahrzeug akustisch nicht wahrzunehmen.

Top.

Im Folgenden möchte ich einmal auf die Studie des ADACs hinweisen: https://www.adac.de/_mmm/pdf/fi_tempo30pro_contra_infobro_1215_253248.pdf welcher sich ausführlich mit diesem Thema beschäftigt hat. Zusammenfassend lässt sich daraus sagen, dass sich Tempo 30 Innerorts negativ auf Emission und Immission auswirkt. Aus diesem Grund sind die oben genannten Gründe "Reduzierung von Lärm- und Schadstoffemission" nicht nachvollziehbar.

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