Wachstum steuern, u.a. Tourismusmarketing reduzieren

Laufende Nummer: 
126
Art der Übermittlung: 
Internet
Betrifft: 

Für eine lebendige Demokratie ist u.a. auch die von Ihnen iniziierte Beteiligung am Bürgerhaushalt sinnstiftend.
Zur Frage "Wie kann Potsdam attraktiver gestaltet werden?": Diese Frage kann nicht nur über die Verteilung von finanziellen Almosen geregelt werden. Das Wort Wachstum wird in vielfältiger Weise immer wieder als angestrebtes Ziel strapaziert und als Segen für das Wohlbefinden der Bürger apostrophiert.
Vielmehr ist ein Paradigmenwechsel vonnöten hin zu einem Umdenken und einer Abkehr von der Wachstumsphilosophie. Im ersten Schritt wäre eine ökologisch sinnvolle Steuerung aller Expansionspläne im Baugeschehen und Tourismusgewerbe hilfreich.
Mit der gegenwärtigen Politik treiben Sie die Menschen noch mehr in die Fänge extremistischer Bewegungen. Die Lebensqualität der Stadt ist in den letzten Jahren durch ungebremsten Zuzug, Verdichtung der Lebensräume und Kommerzialisierung öffentlicher Bereiche signifikant gesunken.
Das Bevölkerungungswachstum sehen Sie als positive Entwicklung und Herausforderung, die damit einhergehenden Probleme werden seit Jahren thematisiert, aber nicht gelöst. Beispiel ,Krampnitz mit der ungeplanten und damit fehlenden Verkehrsinfrastruktur. Scheinbar ist man in der Politik blind und gegenüber den Wachstumsschmerzen durch Überbevölkerung, Bauwahn und der ungebremsten Touristeninvasion immun.
Vorschlag: Reduzieren Sie das Tourismusmarketing und sparen Sie die tourismusfördenden Institutionen mit ihren Budgets ein. Verbieten Sie Airbnb, vergleiche Berlin. Damit schaffen Sie Wohnraum ohne zusätzliche Subventionierung. Prüfen Sie die Freigabe von Bauland und Baugenehmigungen und stellen Sie diesbezüglich umweltfreundliche und menschenfreundliche Genehmigungskriterien auf. Erschweren Sie die Zulassung von Leihfahrrad- und Elektroroller-Unternehmen. Reduzieren Sie die Bevormundungsbürokratie mit ihrem ungezügelten Schilderwahnsinn.

Verlauf der Vorschlagseinbringung / Rechenschaft: 
Dieser Vorschlag wurde im Rahmen des Bürgerhaushalts der Landeshauptstadt Potsdam eingereicht. Er erhielt während der Vorauswahl keine ausreichende Punktzahl von den Bürgerinnen und Bürgern und konnte aus diesem Grund nicht im weiteren Verfahren berücksichtigt werden. Eine solche Zurückweisung bedeutet jedoch nicht, dass der Vorschlag keine weitere Beachtung findet. Zur Kenntnisnahme und möglichen Berücksichtigung wurde die Anregung dem zuständigen Fachbereich der Landeshauptstadt Potsdam zur Verfügung gestellt.

Kommentare

Ich denke, sie vermischen hier etwas zwei sehr grundsätzliche Gedanken.
Der eine: Dass ein simples numerisches Größerwerden nichts mit einem natürlichen Wachstum zu tun hat und der Wachstumsbegriff für sämtliche Prozesse des bloßen Größerwerdens eine falsche, fast schon ideologische Betrachtung darstellt.

Die Aufgabe bestünde darin, sich dieser Art von Neurose zu entziehen, aus dem recht sinnlosen zahlenmäßigen Überbieten auszutreten und den Mut zu haben zu definieren, was eine angemessene Größe sei. Zu diesem Mut hat sich bislang niemand bereitgefunden.

Den letzten erwähnten Aspekt der "Bevormundungsbürokratie" und des "Schilderwahnsinns" hat mit dem erstgenannten Aspekt allerdings nichts zu tun und sollte mit ihm m. E. auch nicht verquickt werden. Er hat dagegen viel zu tun, sämtliche Eventualfälle des Lebens ausschließen zu wollen und nur noch das haben zu wollen, was auf dem Plan und auf der Agenda steht. Da, wo kein kodifiziertes Recht ist, gibt es auch keine Wirklichkeit. Das scheint mir für eine einschlägige Berufsgruppe ein zuweilen üppiges Lebenselexier zu sein.

Mit dem Anliegen eines Bürgerhaushalts hat das alles m. E. recht wenig zu tun, wohl aber mit einer eingeschliffenen Umgangskultur. Und die entspringt aus allem und aus allen.

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