Nutzung unschöner Gebäude, Fassaden und Flächen als Kunstoasen für Jungkünstler und Kunstschaffende

Vorschlag:

Das Ziel dieses Vorschlages ist eine projektbezogene Förderung künstlerischer Verschönerungen an Fassaden von Mietwohnungshäusern, abrissfälligen Gebäuden, unschönen verschmutzten Ecken, Spielplätzen und immer wieder mit Graffiti verunstalteten Flächen etc.
Ungenutzte Flächen und solche, die ständig mit Graffitis beschmiert werden, können Künstlern, welche ein Verschönerungskonzept für diese Fläche einreichen, zur Verfügung gestellt werden. Entscheidende Vorteile dieser Förderung sind die Verbesserung des Wohnumfeldes, die Schaffung von künstlerischen Freiräumen, die Entstehung nachhaltiger Kunstwerke, die Kompensierung von illegalen Graffiti-Schmierereien sowie die Einsparungen von Geldern für die stets wiederkehrende Beseitigung dieser.
Künstler haben die Möglichkeit eine Vorbildfunktion gegenüber unprofessionellen Sachbeschädigern einzunehmen und so Bewusstsein für ausdrucksstarke Kunst und intensive, zeitaufwändige Arbeit zu schaffen. Potsdamer Bürgern muss die Möglichkeit gegeben werden, einen Ansprechpartner über Brennpunkte, an denen oftmals Schmierereien entstehen, zu informieren. Ziel der Arbeit ist die Schaffung eines hellen und einladenden Ambientes in den Straßen, das zum Verweilen einlädt. Bereits ein einzelnes, auffällig gestaltetes Haus kann seine Umgebung prägen. Die Fassadenkunst wird von den Bürgern täglich auf dem Weg zur Arbeit, Schule oder allgemein im sozialen Alltag erlebt. Ganze Familien und Hausgemeinschaften können sich bei der Entwurfsgestaltung zusammen mit den Künstlern intensiv mit ihrem Wohnumfeld beschäftigen.
Die Ergebnisse der eigenen kreativen Arbeit finden in ihrem Stadtteil eine öffentliche Ausstellung. Damit bringen sich die jungen und älteren Einwohnerinnen und Einwohner mit ihren Möglichkeiten in die Stadtentwicklung ein. Sie schaffen kleine Kunstwerke, präsentieren ihre Ansichten, Interessen und Hobbys - eben ihren Alltag.

Einschätzung der Landeshauptstadt Potsdam:

Der Vorschlag, unschöne Gebäude, Fassaden und Flächen des öffentlichen und privaten Raums, als Kunstoasen für Jungkünstler und Kunstschaffende im Rahmen projektbezogener Arbeit zu nutzen, wird grundsätzlich begrüßt. Hinsichtlich der konkreten Umsetzung sind unter Berücksichtigung der stadtplanerischen, sozialräumlichen/stadtteilbezogenen und inhaltlichen Ausrichtung solcher Projekte zunächst unterschiedliche Akteure einzubeziehen, so beispielsweise die Fachbereiche Kultur und Museum, Stadtplanung und Bauordnung, ggf. Stadterneuerung und Denkmalpflege, vor allem aber auch zur fachlichen Begleitung der Beirat Kunst im öffentlichen Raum. Überlegenswert wäre es, die Gestaltung von Flächen im Sinne des Vorschlages insbesondere in Zusammenarbeit mit Bildungsinstitutionen und Kunst- oder Kulturakteuren zur inhaltlichen Profilierung der Projekte vorzunehmen. Ziel sollte es auch sein, nicht nur jungen Menschen Möglichkeiten der künstlerischen Entfaltung zu bieten, sondern vielmehr einen Dialog zwischen Jung und Alt aufzubauen, um insbesondere Akzeptanz und gegenseitige Rücksichtnahme und Anerkennung zu fördern. Dabei können und sollten die Projekte in ihrer Entstehung, Durchführung und im Ergebnis insbesondere Ausdruck der Lebenswelt und sozialen sowie kulturellen Verhältnisse der Künstler und Kunstschaffenden sein, gleichzeitig einen Bezug zur sozial- und kulturräumlichen Umgebung herstellen. Der Wunsch nach aktiver Teilhabe am kulturellen Leben und der Stadtentwicklung - im Ergebnis als Kunst im öffentlichen Raum wahrnehmbar - ist hier eng verbunden mit der Übernahme von sozialer Verantwortung der Kunst- und Kulturschaffenden für das Gezeigte. Die Berücksichtigung des Vorschlages im Rahmen der Erarbeitung eines Konzeptes für Bildende Kunst in der Landeshauptstadt Potsdam ist vorstellbar.

Kosten der Umsetzung/Folgekosten: Budget abhängig vom Projektumfang

Umsetzungszeitraum: 2010 und Folgejahre

Wird der Vorschlag bereits umgesetzt oder ist die Umsetzung bereits vorgesehen?
In vorgeschlagenem Sinne findet derzeit keine Umsetzung statt. Gleichwohl ist die Kunst im Öffentlichen Raum wichtiger Bestandteil der Potsdamer Kulturvielfalt.

Grundlage der Umsetzung:
Kunst im Öffentlichen Raum als Teilbereich der Bildenden Kunst in der Landeshauptstadt Potsdam wird seinen Niederschlag in einem Gesamtkonzept zur Bildenden Kunst finden, das derzeit entwickelt wird.

Aktualisierung im Februar 2013:
In den Kulturpolitischen Konzepten der Landeshauptstadt Potsdam fand die Bildende Kunst Berücksichtigung. Die Kunst im öffentlichen Raum stellt einen Teilbereich der Bildenden Kunst dar. In der Landeshauptstadt Potsdam werden derzeit mehrere legale Graffiti-Flächen für junge Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung gestellt, um unter anderem das Stadtbild zu vervielfältigen und illegalen Graffiti-Schmierereien entgegen zu wirken. So wurde zum Beispiel in Anlehnung an die „Wiener Wand" ein Graffiti-Konzept erarbeitet und eine Liste legal zu gestaltender Wände erstellt. Auch können sich junge Künstlerinnen und Künstler auf dem Gelände des Kulturzentrums „freiLand" in der Gestaltung von Graffitis ausprobieren. Als weitere zur Verfügung stehende Flächen sind zum Beispiel die Graffiti-Wand hinter der Medienwerkstatt (Schilfhof 28/29), Betonwände auf dem Spielplatz Knobelsdorffstr./ Stormstraße, Graffiti-Wände auf der Aktionsfläche Bassinplatz oder eine zum Spielplatz zeigende Hauswand in der Nansenstraße 17 zu nennen.

Kurzer Ausblick zur (zukünftigen) Realisierung:
Kunst im öffentlichen Raum stellt auch zukünftig einen Teilbereich der Bildenden Kunst dar. In der Landeshauptstadt Potsdam werden weiterhin mehrere legale Graffiti-Flächen für junge Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung stehen, um unter anderem das Stadtbild zu verschönern und illegalen Graffiti-Schmierereien entgegen zu wirken.

Verlauf der Vorschlagseinbringung/Rechenschaft:

Während der Vorauswahl (Priorisierungsphase bei den dezentralen Stadtteilversammlungen oder im Internet) erhielt dieser Vorschlag eine ausreichende Punktzahl von den Potsdamerinnen und Potsdamern und wurde in die "Liste der Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger" unter der Nummer 16 aufgenommen. Der Vorschlag erhielt von den Potsdamerinnen und Potsdamern bei der abschließenden Votierung (über das Internet, den Postweg oder während der Abschlussveranstaltung am 14.01.2010) insgesamt 870 Punkte und erreichte damit Platz 7. Er wurde unter dieser Nummer in die "Liste der Bürgerinnen und Bürger" (LBB = Top 20) aufgenommen und der Stadtverordnetenversammlung zur Diskussion übergeben. Für diesen Vorschlag vergab die Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung am 7.4.2010 einen Prüfauftrag. Der Prüfauftrag wurde hinsichtlich folgender Punkte konkretisiert: Ähnliche Ideen sind bereits in der Diskussion innerhalb der Verwaltung und des Kulturausschusses. Diese Anregungen sollten weiterhin geprüft werden.