Freie Software in Potsdam

Vorschlag:

Die Stadt Potsdam möge beschließen, in Schulen, Verwaltungen und an anderen Stellen, wo Computer gebraucht werden, teure Betriebssysteme zugunsten von Open Source Betriebssystemen auszuwechseln. Die Lebenszyklen von Rechnern in Büros werden immer kürzer - auch weil die zumeist eingesetzten Betriebssysteme (MS Windows) immer mehr Rechnerkapazitäten verlangen. Dadurch werden Computer immer schnell veraltet und tragen zu den Müllbergen bei. Mit freien Betriebssystemen (wie Linux) ist die Gefahr durch Viren und Würmer niedriger und auch alte Rechner laufen schnell und zuverlässig. Deshalb lohnt es sich, in Büros, Schulen und Bibliotheken umzustellen. Einhergehen damit muss auch eine umfassende Schulung der Mitarbeiter. Nach den anfänglich damit verbundenen Kosten werden die Einsparpotenziale erheblich sein. Lizenzgebühren entfallen, die einzigen Kosten entstehen durch Support, der auch von lokalen mittelständischen Unternehmen geleistet werden kann und somit die Wertschöpfung in der Region erhalten würde. Eventuell kann sich die Stadt diesbezüglich auch mit anderen Städten zusammentun, bzw. von anderen Kommunen lernen, die die Umstellung schon hinter sich haben. Hier seien München (1) genannt oder die französische Gendarmerien (2), die bereits mehrere Millionen jährlich sparen.

[1] http://www.muenchen.de/limux [2] http://www.pro-linux.de/news/1/16420/franzoesische-gendarmerie-spart-mit...

Einschätzung der Landeshauptstadt Potsdam:

Prinzipiell muss festgestellt werden, dass der Bereich Informationstechnik in der Stadtverwaltung Potsdam überall da Open Source Software in der IT-Infrastruktur einsetzt, wo unverkennbar ein Mehrwert entsteht.
Die Nutzung anderer Betriebssysteme ist durch die in der Verwaltung eingesetzten
Fachverfahren notwendig. Dabei handelt es sich um ca. 87 Fachverfahren, die zum größten Teil nur mit dem Windows-Betriebssystem kompatibel sind. Somit bedingen diese Fachverfahren die Verwendung
von Windows auf der PC-Arbeitsplatzebene.
Die Kosten für das MS Windows-Betriebssystem werden durch die OEM-Variante (Lizenzvariante) minimiert. Weiterhin sei darauf verwiesen, dass die durchschnittliche Nutzungsdauer der in der Verwaltung benutzten PC ca. 7,2 Jahre beträgt.

Kosten der Umsetzung / Folgekosten: Aufgrund der Sachlage derzeitig nicht ermittelt.

Umsetzungszeitraum / Wird der Vorschlag bereits umgesetzt oder ist die Umsetzung bereits vorgesehen?
Nein

Grundlage der Umsetzung: -


Beantwortung der Fragen der Online-Community:

Wie groß ist der Anteil der "87 Fachverfahren" am Gesamtbestand der IT-Kosten in Potsdam?
Bibliotheken, Schulen mit Textverarbeitung und Tabellenkalkulation und Internet surfen als Anwendungsfalls. Die Fachverfahren sind das Herzstück einer Verwaltung. Mit den Fachverfahren werden die Leistungen für die Bürger oder interne Leistungen erstellt. Sie bestimmen auch im Wesentlichen den Umfang der Basisinfrastruktur. Den Anteil kann man schwer einschätzen, weil die Leistungen des IT-Bereichs sehr vielfältig sind. Es ist davon auszugehen, dass zur Aufrechterhaltung des Betriebs ca. 70% des Aufwandes eingesetzt wird.

Werden neue Fachverfahren auf freier Software laufen.
Wenn nein, wieso wird diese Abhängigkeit gestärkt?

Im Vordergrund von Softwareanschaffung steht die Funktionalität der Prozesse. Über die Prozesse sind die Aufgaben, oft gesetzlich vorgeschrieben, durch die Mitarbeiter zu erfüllen. Weiterhin sind die in der Verwaltung definierten Standards (Datenbanken, Sicherheitsbestimmungen usw.) zu berücksichtigen. Dies sind wichtige Kriterien für die Entscheidung. Bei Neuanschaffungen wird auch die Kompatibilität zu "freier Software" geprüft. Eine Neuanschaffung für Fachsoftware ist im kommenden Haushalt derzeit nicht vorgesehen.

Gibt es Bestrebungen brandenburg- oder deutschlandweit eigene freien Software für die entsprechen Fachverfahren entwickeln zu lassen? Wenn nein, warum nicht?
Die unternehmerische Entwicklung ist durch eine hohe Diversifizierung gekennzeichnet. Dies trifft auch für den Bereich Softwareentwicklung zu. Softwareentwicklung ist mit sehr hohen Kosten verbunden, so dass die Städte sich entscheiden, Softwareprodukte zu kaufen und über Pflegeverträge die Anpassung und Weiterentwicklung zu garantieren.

Verlauf der Vorschlagseinbringung / Rechenschaft:

Während der Vorauswahl (Priorisierung im Büro Bürgerhaushalt und im Internet) erhielt dieser Vorschlag eine ausreichende Punktzahl von den Potsdamerinnen und Potsdamern und wurde in die „Liste der Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger" unter der LVBB-Nr. 28 aufgenommen. Der Vorschlag erhielt von den Potsdamerinnen und Potsdamern bei der abschließenden Votierung insgesamt 188 Punkte und erreichte damit Platz 35. Er wurde nicht in die „TOP 20 - Liste der Bürgerinnen und Bürger" aufgenommen.