Die "WerkStadt für Beteiligung" entsteht

Welche Themen uns im ersten Jahr beschäftigten

Um in konkreten Beteiligungsprozessen gut mitwirken zu können, müssen bestimmte Grundlagen unserer Arbeit geklärt sein. Auch wenn die Stadtverordnetenversammlung in ihren Beschlüssen die wesentlichen Aufgaben der WerkStadt für Beteiligung festgelegt hat. Waren besonders zu Beginn doch viele kleinteilige Punkte – wie sie sich eben erst in der praktischen Arbeit zeigen – noch offen. Letztlich geht es um die Frage des Selbstverständnisses, der eigenen Rolle und welche Richtung mit einer vollkommen neuen Einrichtung wie der unseren einschlagen werden soll.

Auf den folgenden Seiten möchten wir einige der Fragen, mit denen wir uns beschäftigt haben und die Antworten, die wir für uns gefunden haben, darstellen.

Unsere Struktur: Zwei Hälften – eine Einrichtung

Wie weiter oben bereits beschrieben, ist die Struktur der „WerkStadt für Beteiligung“ ungewöhnlich. Es ist daher wichtig zu betonen, dass es keinen Unterschied macht, ob uns eine Anfrage aus der Verwaltung oder aus der Zivilgesellschaft erreicht. Auch wenn die WerkStadt aus zwei Hälften besteht: Sie ist eine Einrichtung und alle Angelegenheiten besprechen wir Mitarbeitenden untereinander kollegial, offen und kritisch.

Ungeachtet dessen wenden sich verschiedene Gruppen dabei jeweils an die Hälfte der WerkStadt, der sie sich eher verbunden fühlen. Bei vielen Initiativen, Vereinen und einzelnen Potsdamerinnen und Potsdamern ist dies der Verein mitMachen. Die Fachverwaltungen der Landeshauptstadt oder die städtischen Unternehmen wenden sich eher an den in der Verwaltung angesiedelten Teil.

Dabei gilt der Vertrauensschutz: Alle, die sich an uns wenden, können darauf bauen. Unabhängig davon, wer sich an welchen Teil der WerkStadt gewandt hat.

Ursprünglich hatten wir das Ziel, eine Geschäftsordnung für die WerkStadt zu erarbeiten, damit Rechte, Pflichten und das Verhältnis der beiden Hälften klar geregelt sind. Wir haben dieses Ziel bald abgewandelt. Es war uns wichtiger, mit der praktischen Arbeit zu beginnen und nach außen wirksam zu werden. Zudem kamen wir zu der Auffassung, dass wir uns mit einer Geschäftsordnung selbst zu starre Vorgaben machen. Letztlich haben wir uns ausgehend von unseren Erfahrungen aus dem ersten Jahr selbst „Richtlinien der Zusammenarbeit“ erarbeitet und damit den „Geist“, in dem wir arbeiten, zu Papier gebracht. Zudem muss der gleichberechtigte Ansatz unserer Arbeit ständig in Anbetracht neuer Prozesse und Herausforderungen miteinander verhandelt werden – dies lässt sich nicht in starre Paragraphen fassen.

Unsere Aufgaben: Beratung, Begleitung, Unterstützung, Entwicklung

Wir unterstützen Gruppen und Einrichtungen dabei, sich zu Angelegenheiten von öffentlichem Belang auf möglichst wirksame Weise mit den Menschen, die es interessiert und angeht, zu verständigen. Maßstab für alle unsere Tätigkeiten sind die „Grundsätze für Beteiligung in Potsdam“.

Wir beraten bei der frühzeitigen Planung von Beteiligung und helfen diese in bestehende Abläufe einzubinden. Wir recherchieren im Vorfeld Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie Zielgruppen mit denen gesprochen werden sollte, stellen Kontakt zu denen her, „die es angeht“. Wir unterstützen bei der praktischen Organisation, indem wir geeignete Räume sowie eine kompetente Moderation und Prozessbegleitung anbieten und/oder vermitteln. Nicht zuletzt achten wir auf eine verständliche Dokumentation und nachvollziehbare Rechenschaft, damit die Ergebnisse einer Beteiligung nicht in Vergessenheit geraten und auch für diejenigen zugänglich sind, die nicht dabei waren.

Unser Selbstverständnis: Die WerkStadt als Anwältin des Prozesses

Wir sind für uns schnell zu dem Schluss gekommen, dass es sehr wichtig ist, unsere Rolle in Potsdamer Beteiligungsprozessen stets deutlich zu benennen. Wir haben es auf die folgende Formel gebracht: „Wir vertreten keine Inhalte, sondern den Prozess!“ Tatsächlich ist diese Haltung der Garant für unsere Arbeitsfähigkeit.

In Beteiligungsprozessen werden stets unterschiedliche, teils auch widerstreitende Interessen geäußert. Diese lassen sich nicht auf eine simple und schlicht unzutreffende Formel wie „Bürger gegen Verwaltung“ bringen. Weder die Zivilgesellschaft noch die Verwaltung sind gleichförmige Blöcke, innerhalb derer immer alle einer Meinung wären. Potsdam ist ein vielgestaltiger Ort, an dem viele verschiedene Gruppen ein jeweils unterschiedliches Bündel an Zielen und Vorstellungen verfolgen.

Wir als WerkStadt machen uns diese Inhalte grundsätzlich nicht zu Eigen, unser einziges Interesse ist der Prozess selbst. Wir wirken daher auf ein Umfeld hin, in dem sich gemäß der Grundsätze für Beteiligung alle Teilnehmenden in gleichberechtigter und fairer Weise einbringen können. In diesem Sinne sind wir allparteilich, das heißt wir setzen uns für alle Teilnehmenden ein. Welche konkreten Positionen und Argumente vertreten und ausgetauscht werden und welche inhaltlichen Ergebnisse am Ende der Beteiligung stehen, liegt dabei in der Verantwortung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und wird durch uns nicht bewertet.

Unser Arbeitsfelder: Kultur und Struktur

Die erfolgreiche Verankerung von Beteiligung in einem Gemeinwesen hängt unter anderem ganz maßgeblich von zwei Bedingungen ab: Kultur und Struktur.

Damit Beteiligung gelingen kann, braucht es im besten Fall die ehrliche Überzeugung aller Mitwirkenden, dass diese gut und sinnvoll ist. Oder doch zumindest die Bereitschaft sich darauf einzulassen. Diejenigen Personen und Gruppen, die Beteiligung gegenüber eher skeptisch sind, gilt es durch positive Erfahrungen zu überzeugen. Auf dieser sehr persönlichen Ebene ist es vor allem eine Kultur des Guten und demokratischen Umgangs miteinander, die Beteiligung erfolgreich sein lässt. Eine solche Kultur kann man nicht erzwingen, sie braucht Zeit und Anlässe, um in jedem Menschen zu wachsen.

Daneben gibt es aber natürlich noch äußerliche Bedingungen, wie die Strukturen und Abläufe, in denen Planungs- und Entscheidungsprozesse eingebettet sind. Je nachdem wie diese gestaltet sind, wird erfolgreiche Beteiligung ermöglicht oder verhindert, vereinfacht oder erschwert. Auf dieser organisatorischen Ebene ist Beteiligung eine Frage der Struktur.

Wir sehen unsere Aufgabe in beiden Arbeitsfeldern. Wir wollen konkrete Beteiligungsprozesse unterstützen und begleiten, um möglichst vielen Personen und Gruppen eine positive Erfahrung zu ermöglichen. Gleichzeitig gilt es natürlich auch, Vorschläge und Ideen zu entwickeln und sich für diese einzusetzen, wie Abläufe mit Blick auf eine bessere Beteiligung angepasst und verschiedene Prozesse sinnvoll miteinander verbunden werden können.