Zum Praxis-Test beim Bürgerhaushalt
Auch eine Vertreterin des Potsdamer Beteiligungsrats ist im Projekt- und Redaktionsteam des Bürgerhaushalts aktiv. Im Gespräch verrät Antje Knorr, warum sie mitmacht und worauf sie ganz besonders achten will.
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Mit dem Bürgerhaushalt hatte sie vor längerer Zeit schon Berührung, erinnert sich Antje Knorr: „Ich habe mal an einer Abstimmung im Internet teilgenommen und war überrascht von der bunten Mischung an Wünschen. Es ging ums Klima, Wohnen, Sport, Freizeit. Sogar Forderungen zur langfristigen Stadtentwicklung oder Hinweise zum Sparen waren dabei. Da war einiges los und das fand ich spannend.“
In den letzten Jahren war Knorr bereits als ehrenamtliche Wahlhelferin in Potsdam aktiv und auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Als die Stadt dann im Herbst 2021 um Interessierte für den Beteiligungsrat warb, fühlte sie sich direkt angesprochen – neben vielen anderen. Mehr als 450 Bewerbungen gingen ein und damit mehr als freie Plätze. Deshalb entschied das Los. Als eine von 13 Potsdamerinnen und Potsdamern hatte Knorr dann Erfolg. „So bin ich zu dieser ehrenamtlichen Aufgabe gekommen. Ein bisschen Glück war also auch dabei,“ sagt sie und lacht.
Potsdams Beteiligungsrat berät die Stadtverordnetenversammlung und diskutiert über aktuelle Angebote der Mitsprache. Das Gremium besteht überwiegend aus Bürgerinnen und Bürgern und gibt Tipps, wie Meinungen und Wünsche bestmöglich in Entscheidungsprozesse einbezogen und Prozesse effektiv sowie zugleich interessant gestaltet werden können.
Seit 2016 wohnt Antje Knorr in Potsdam, hatte aber schon lange vorher als Studentin hier einen Platz. Sie möchte Mitsprache-Angebote mit leichtem Zugang fördern und dabei einen offenen Austausch zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung ermöglichen. Ihr Augenmerk liege darauf, dass möglichst viele Menschen wertfrei einbezogen werden. Einen großen Vorteil habe die Beteiligung im Internet, fasst die gebürtige Rathenowerin zusammen: „Online können sich die Menschen direkt informieren und miteinander austauschen. Es gibt keine großen Hürden. Alle können sich schnell Gehör verschaffen. Und sie können öffentlich für ihre eigenen Ideen und das, was ihnen wichtig ist, werben.“
Als die Vorbereitungen für den aktuellen Bürgerhaushalt starteten, wurden auch Mitglieder aus dem Beteiligungsrat gefragt, ob sie Lust hätten, das Projekt zu begleiten. „Für mich war das eine gute Möglichkeit zu beobachten, wie Beteiligung in Potsdam ganz praktisch funktioniert,“ beschreibt sie ihre Motivation. „Wichtig ist mir, dass alle mit ihren Vorstellungen und Wünschen gleichberechtigt gehört werden.“ Das passt auch zum Selbstverständnis des Beteiligungsrats. Menschen aus allen Lebenslagen treffen dort zusammen. Dabei entsteht ein breites Spektrum der unterschiedlichsten Sichtweisen.
Beruflich hat Antje Knorr viel mit dem Thema Umweltschutz zu tun. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Einwohnerinnen und Einwohner – gerade auch die jungen Leute – ganz eigene Ideen haben, was in Potsdam noch besser geht und das auch beim Bürgerhaushalt äußern werden. Ich glaube, das Verfahren bietet eine gute Möglichkeit, ohne großes Vorwissen, weit zu kommen.“ Als Vertreterin des Beteiligungsrats gehe es ihr aber nicht darum, die eigene Meinung nach vorn zu rücken. „Letztlich muss das Stadtparlament entscheiden, welche Vorschläge in den Haushalt aufgenommen werden. Und ausreichend Geld muss am Ende ja auch da sein, um Erfolg zu haben und Projekte zu realisieren. Ich bin gespannt, welche Vorschläge es diesmal schaffen,“ fasst Antje Knorr ihre Erwartungen an Potsdams Bürgerhaushalt 2023/24 zusammen.