(Information veröffentlicht am 27.7.2021)

Bürgerprojekt: Wie hell leuchtet Potsdam?

Erfassung Lichtquellen (Foto: GFZ Potsdam)
Erfassung Lichtquellen (Foto: GFZ Potsdam)
Erfassung Lichtquellen (Foto: GFZ Potsdam)

Potsdams Geoforschungszentrum (GFZ) ruft alle interessierten Bürgerinnen und Bürger auf, nachts Lichter zu zählen, um mehr über die allgemeine Lichtverschmutzung herauszufinden. Zur Erfassung der Daten wurde eigens eine Handy-App entwickelt, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen können.

In Potsdam sollen die Bürgerwissenschafts-Teams im September und Oktober 2021 nach Einbruch der Dunkelheit ausschwärmen und in Teilen der Innenstadt, in Babelsberg und im Industriegebiet alle Lichtquellen entlang vorab definierter Straßen erfassen – mit Nachtlichter App und selbstverständlich datenschutzkonform. Zur Vorbereitung erhalten alle Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in einem kurzen online App-Training alle Informationen, die sie zum Mitforschen brauchen. Im Anschluss an die Kampagnen werden GFZ-Wissenschafterinnen und -wissenschaftler die erhobenen Daten auswerten, mit Satellitendaten der Messgebiete abgleichen und im Austausch mit allen Projektbeteiligten die Daten, Erkenntnisse und Erfahrungen der Kampagnen allgemein zugänglich veröffentlichen.

Am Montag, 30. August 2021, startet die Potsdamer Nachtlichter-Kampagne mit einer Auftaktveranstaltung im Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ auf dem Telegrafenberg (Anmeldung beim Orga-Team der Potsdam Kampagne unter: nachtlicht-potsdam@gmx.de). Wer mitforschen möchte, ist jederzeit willkommen. Mitmachen können alle, die einen abendlichen Spaziergang mit Bürgerwissenschaft verbinden möchten. Wer kein Smartphone nutzt, wird vom Organisationsteam unterstützt.

„Straßenbeleuchtung macht aber nur den geringeren Teil der Lichtemissionen von Städten aus“, erklärt Dr. Christopher Kyba vom GFZ. Der Physiker erforscht seit Jahren das Ausmaß und die Zunahme von künstlicher Beleuchtung bei Nacht mittels bildgebender Verfahren wie Foto- und Satellitenaufnahmen. Um diese Fernerkundungsdaten besser interpretieren zu können, hat er das Bürgerwissenschaftsprojekt und die Nachtlichter-App ins Leben gerufen. „Fernerkundungsdaten dokumentieren die Strahldichte, also wie hell verschiedene Orte in den Nachthimmel abstrahlen,“ erklärt Kyba. „Sie geben uns aber keine Auskunft darüber, was da genau am Boden leuchtet.“ Die App-Daten werden helfen zu verstehen, welche Lichtquellen am Boden den Himmel besonders stark erhellen, und so eine wissenschaftliche Grundlage für nachhaltigere Beleuchtung bieten.

Das bürgerwissenschaftliche Engagement hat dabei auch interessante Nebeneffekte. „Schon bei der Entwicklung der App haben wir festgestellt, dass das Nachtlichter-Zählen eine bewusstseinserweiternde Wirkung auf uns hat. Viele von uns waren erstaunt, wie viele verschiedene Lichter dort draußen in unterschiedlichen Farben und Formen strahlen,“ berichtet Dr. Nona Schulte-Römer, die das Projekt am GFZ sozialwissenschaftlich begleitet. „Unsere Messkampagnen in Potsdam und anderen Städten erlauben uns, mit Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gemeinsam zu diskutieren, wo und wann sie künstliche Beleuchtung schätzen oder auch darauf verzichten könnten.“
 

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