(Information veröffentlicht am 5.8.2024)

Wer findet die Gottesanbeterin?

Gottesanbeterin (Foto: M. Altgott)
Gottesanbeterin (Foto: M. Altgott)
Gottesanbeterin (Foto: M. Altgott)

Das Naturkundemuseum Potsdam und die Mantidenfreunde Berlin-Brandenburg erforschen seit 2016 mit Hilfe eines Bürger-Wissenschaft-Projektes die Verbreitung der Europäischen Gottesanbeterin in Brandenburg und Berlin. Seit Frühjahr 2023 erleichtert das Meldeportal www.gottesanbeterin-gesucht.de die Arbeit der Meldenden und Forschenden. Der Erfolg des Projektes hängt von einer regen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ab. 

„Die aktuellen klimatischen Entwicklungen stellen uns in vielerlei Hinsicht vor große Herausforderungen. Der Einfluss auf die Natur ist vielgestaltig und es ist wichtig, die Veränderungen und Entwicklungen gemeinsam im Auge zu behalten. In Bürgerwissenschaftsprojekten kann jeder zum Forschenden werden und zum Erkenntnisgewinn beitragen. Ich freue mich, dass die Museen der Landeshauptstadt Potsdam neben ihrer erfolgreichen Ausstellungsarbeit mit steigenden Besucherzahlen auch Formate umsetzen, die die Bürgerinnen und Bürger über die Stadtgrenzen hinaus aktiv in die Museumsarbeit einbeziehen“, sagt Fachbereichsleiterin Kultur und Museum, Dr. Birgit-Katharine Seemann.

Die klimatischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte haben verschiedene Einflüsse auf die Natur. Einige Arten scheinen jedoch von dem wärmeren Klima zu profitieren. Ein Beispiel ist die Europäische Gottesanbeterin, sich in Brandenburg weiter ausbreitet. Das Insekt mit den typischen Fangarmen ist eigentlich eine Art, die in Südeuropa weit verbreitet ist und bis in die 1990er-Jahre nur in wenigen trocken-heißen Lebensräumen nördlich der Alpen zu finden war. So kam sie zum Beispiel am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg vor. Seit einigen Jahren wird die Gottesanbeterin auch andernorts gesichtet. So breitet sie sich in Südwestdeutschland in Richtung Norden aus. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg tauchte die Art Anfang der 2000er-Jahre auf.

In Brandenburg wurde die Fangschrecke erstmals 2007 festgestellt. In den vergangenen Jahren wird sie immer häufiger in sonnenbeschienenen Offenländern, aber auch im urbanen Raum in Innenstädten, in Gärten oder auf Balkonen gefunden. Manchmal fliegen die Tiere in der Dämmerung durch geöffnete und beleuchtete Fenster und Türen in Wohnungen oder Häuser. Anfänglich war sie vor allem im Süden Brandenburgs zu finden. Mittlerweile hat die Gottesanbeterin das Havelland, Märkisch-Oderland und Berlin auf ihrem Weg nach Norden besiedelt. Weiter nördlich wurde sie bisher nur vereinzelt gesichtet. „Die Ausbreitung ist in vollem Gange“, sagt Dr. Dirk Berger, Biologe am Naturkundemuseum Potsdam und Initiator des Projektes.

Ohne die Mithilfe der vielen Meldenden könnten die Daten nicht erhoben werden. „Eine jährliche Kartierung der gut getarnten Art wäre personell nicht zu leisten“, so Dr. Dirk Berger. Die Auswertung der Zufallsfunde hilft dem Museum dabei, aktuelle Ausbreitungsereignisse zu rekonstruieren. Die Begeisterung für dieses Insekt hat bei den Menschen nicht abgenommen. Jedes Jahr werden mehr Tiere in Brandenburg beobachtet und mitgeteilt. „Die starke Beteiligung der Brandenburger und Berliner Bürgerinnen und Bürger hat uns sehr gefreut, führte in den letzten Jahren aber auch dazu, dass uns die Bearbeitung der vielen Fundmeldungen vor große Herausforderungen stellte“, so Berger. Das neue Meldeportal wurde sehr gut angenommen. Die Fundmeldungen können unkompliziert mit dem Handy oder am Rechner hochgeladen werden. Seit dem Start des Portals gingen fast 5000 Meldungen ein, 2024 bereits um die 200. Seit Ende Juli sind die ersten Tiere erwachsen und werden wieder häufiger gefunden. Auch in diesem Jahr hoffen die Forschenden wieder auf eine rege Beteiligung am Mitmachprojekt „Gottesanbeterin gesucht!“.

Wie können Bürgerinnen und Bürger mitmachen? 

Die Meldeplattform www.gottesanbeterin-gesucht.de ist einfach gehalten und erschließt sich intuitiv. Neben ein paar Informationen zur Gottesanbeterin und zum Projekt können die Meldungen direkt abgegeben werden. Es muss nur ein Foto hochgeladen, in einer Karte der Fundort ausgewählt und das Funddatum ergänzt werden. Personen, die eine Rückmeldung wünschen, können ihre E-Mailadresse hinterlassen. Auch Funde aus Vorjahren können gemeldet werden. Jede Meldung ist wertvoll und hilft dabei, die Ausbreitung der Art zu rekonstruieren.