(Information veröffentlicht am 22.10.2017)

Mit Max Dortu die Demokratie stärken

Verleihung des Max-Dortu-Preises an Hans-Christian Ströbele (2.v.l.) mit der SVV-Vorsitzenden Birgit Müller, Oberbürgermeister Jann Jakobs und dem Laudator, der stellvertretende Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit (v.l.). (Foto: Stefan Schulz)
Verleihung des Max-Dortu-Preises an Hans-Christian Ströbele (2.v.l.) mit der SVV-Vorsitzenden Birgit Müller, Oberbürgermeister Jann Jakobs und dem Laudator, der stellvertretende Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit (v.l.). (Foto: Stefan Schulz)
Verleihung des Max-Dortu-Preises an Hans-Christian Ströbele (2.v.l.) mit der SVV-Vorsitzenden Birgit Müller, Oberbürgermeister Jann Jakobs und dem Laudator, der stellvertretende Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit (v.l.). (Foto: Stefan Schulz)

Die Landeshauptstadt hat heute dem Politiker und langjährigen Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele den Max-Dortu-Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie verliehen. „Der Preis ist Symbol und Anerkennung für sein Engagement in der Gesellschaft, in der ein demokratisches Miteinander durchaus keine Selbstverständlichkeit ist und deshalb geschützt, geschätzt und vorgelebt werden muss“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs. Es ist der 1. Max-Dortu-Preis der Landeshauptstadt Potsdam. Die Laudatio hielt der stellvertretende „Spiegel“-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit. Dotiert ist der Max-Dortu-Preis mit 5000 Euro. Er wird alle zwei Jahre verliehen.

Hans-Christian Ströbele, 1939 in Halle an der Saale geboren, ist Rechtsanwalt und Politiker der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Dabei setzte er sich als langjähriges Mitglied des Deutschen Bundestages für bürgerliche Grundrechte ein und stritt leidenschaftlich für eine interkulturelle Verständigung, für Integration und Weltoffenheit.  

Mit dem Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie der Landeshauptstadt Potsdam werden Akteure geehrt, die sich für die Freiheit des Individuums und für eine demokratisch verfasste Gesellschaft engagieren und dabei auch mutige, unkonventionelle Wege gehen. Er ist dem in Potsdam geborenen Max Dortu und der Revolution von 1848/49 verpflichtet. Max Dortu gehört zu den populärsten Freiheitskämpfern der 1848er-Revolution und trat leidenschaftlich für die Meinungsfreiheit, Presse- und Versammlungsfreiheit ein. Mitglieder der Jury waren: Prof. Dr. Heinz Kleger (Professor für Politische Theorie Uni Potsdam), Erziehungswissenschaftler Dr. Jörg Kwapis, Kunsthistorikerin Ute Meesmann, Prof. Dr. Julius Hans Schoeps (Gründungdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäische-jüdische Studien) sowie Politik- und Medienwissenschaftler Daniel Wetzel.
 
Zur Person Johann Ludwig Maximilian Dortu (29. Juni 1826 - 31. Juli 1849)

Johann Ludwig Maximilian Dortu gehört zu den populärsten Revolutionären und Demokraten der 1848er Revolution. Am 29. Juni 1826 wurde Max Dortu in Potsdam geboren. Sohn des Justizrates Ludwig Wilhelm Dortus und seiner Ehefrau Sophie Pauline, geborene Schlinke, wuchs Max Dortu in Potsdam auf, legte an der Großen Stadtschule das Reifezeugnis ab und studierte zunächst in Berlin, dann in Heidelberg Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Die Familie Dortu mit ihren hugenottischen Wurzeln setzte sich sehr aktiv für demokratische Grundrechte und Teilhabe ein. Vater Ludwig Wilhelm Dortu forderte als Potsdamer Stadtverordneter offen und engagiert die Umwandlung des Staates in eine konstitutionelle Monarchie und trat leidenschaftlich für Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit ein. Sohn Max übernahm dieses Gedankengut, ging aber einen radikaleren Weg, um für die „Befreiung der Völker“ zu kämpfen, wie er in einem Brief schrieb. In Potsdam brillierte Max Dortu als Redner auf öffentlichen Versammlungen der politischen Vereine, griff den Bruder des Königs mit scharfen Worten an und demolierte mit Freunden eine Eisenbahnstrecke in Nowawes bei Potsdam, um Munitions- und Provianttransporte nach Berlin zu verhindern, die zur Zerschlagung der Revolution gedacht waren. Daraufhin wurde Max Dortu steckbrieflich gesucht. Die Flucht führte ihn nach Paris, dann in die Schweiz, schließlich nach Baden, wo er in der dortigen Revolutionsarmee mitkämpfte. Die badischen Revolutionäre wurden vor allem von preußischen Truppen niedergeschlagen und Max Dortu gefasst. Weil er den einjährigen Militärdienst in der preußischen Armee absolviert hatte, lautete die Anklage auf Kriegsverrat. Max Dortu wurde zum Tode verurteilt und am 31. Juli 1849 standrechtlich erschossen. Sein Grab befindet sich in Wiehre bei Freiburg an der Stelle der Hinrichtung.

Nach dem Tod Max Dortus versuchte die Mutter, Sophie Pauline, das Andenken an ihren Sohn in Potsdam zu etablieren. In ihrem Testament bestimmte sie die Einrichtung einer Stiftung zur Finanzierung von Lebensunterhalt und Ausbildung für in Potsdam geborene arme Handwerkerkinder. Diese Stiftung im Gedenken an Max Dortu wollte die Stadt Potsdam annehmen, sie wurde von Wilhelm I. aber abgelehnt, weil dieser einst von Max Dortu als „Kartätschenprinz“ beleidigt worden war. Zudem hatte Dortu im badischen Feldzug gegen Wilhelm (zu dem Zeitpunkt noch Kronprinz) und seine preußische Truppen gekämpft.

Für die Monarchie war Dortu eine persona non grata.