(Information veröffentlicht am 14.12.2017)

Bürgerumfrage "Leben in Potsdam": Lebensqualität weiter auf hohem Niveau

Brandenburger Straße mit St. Peter und Paul Kirche (Foto: Robert Schnabel)
Brandenburger Straße mit St. Peter und Paul Kirche (Foto: Robert Schnabel)
Brandenburger Straße mit St. Peter und Paul Kirche (Foto: Robert Schnabel)

Im Frühjahr wurde die Mehrthemenumfrage „Leben in Potsdam“ bereits zum vierten Mal durchgeführt. Ihre Ergebnisse liegen nun in einem umfangreichen Ergebnisbericht vor und wurden heute durch Fachbereichsleiter Verwaltungsmanagement, Dr. Reiner Pokorny, vorgestellt. Demnach stellen die Umfrageteilnehmenden ihrer Landeshauptstadt wieder ein gutes Zeugnis aus. Wie in den Vorjahreserhebungen auch, leben knapp 90 Prozent der Potsdamerinnen und Potsdamer gern in ihrer Stadt. Alle Bewertungen zur allgemeinen Lebenszufriedenheit, zur Einschätzung der persönlichen Zukunft, der Lebensqualität in Potsdam sowie im eigenen Stadt- bzw. Ortsteil und der Verbundenheit mit diesen bleiben auf einem konstant positiven Niveau.

„Potsdam bietet eine hervorragende Lebensqualität. Unsere Einwohnerinnen und Einwohner wissen das natürlich. Doch auch immer mehr Zugezogene kommen zu der gleichen Überzeugung. Darin liegt ein Hauptgrund für das dynamische Wachstum der Stadt“, sagt Oberbürgermeister Jann Jakobs. „Den daraus resultierenden Herausforderungen vor allem in den Bereichen Verkehr, Wohnen und sozialer Infrastruktur stellen wir uns. Damit Potsdam auch weiterhin lebenswert für alle bleibt.“

Die Themen Verkehr und Wohnen bleiben in den Augen der Teilnehmenden, wie in den vorherigen Erhebungen auch, die dringendsten Herausforderungen der Stadt. Bei der offenen Frage nach den aktuell größten Problemen in Potsdam entfallen 41 Prozent der über 4 500 Nennungen auf Themen, die den Verkehr in der Stadt betreffen. Dabei werden Baustellen und ein mangelndes Parkplatzangebot besonders häufig genannt. Auf Platz 2 der aktuell größten Probleme in der Stadt liegt mit 18,3 Prozent der Nennungen erneut der Themenkomplex Wohnen, wobei hier insbesondere zu hohe Mietkosten sowie ein mangelndes Wohnungsangebot angegeben werden. Nach dem Problemfeld „fehlende Sauberkeit/Verschmutzung/Umwelt“, das wie in den Vorjahren auf dem 3. Platz der genannten Themen rangiert, folgt erstmals an vierter Stelle die Kinderbetreuung in Potsdam. Auf dieses Themenfeld entfallen 4,6 Prozent aller Nennungen, fast zwei Prozentpunkte mehr als in der zuletzt durchgeführten Bürgerumfrage 2015. Bei dieser stand das Thema „Flüchtlinge und Asylsuchende“ noch auf Platz 4, was zwei Jahre später jedoch deutlich an Relevanz verloren hat und an der 13. Stelle des Rankings der meist genannten Probleme Potsdams steht.

Die Bürgerumfrage hatte im Jahr 2013 ihre Premiere und wurde zuletzt im Herbst 2015 durchgeführt. Rund 5 400 zufällig ausgewählte Potsdamerinnen und Potsdamer hatten die Möglichkeit, sich mit der Beantwortung von insgesamt 48 Fragen zu den Themen Leben in Potsdam, Wohnen, Arbeit und Weiterbildung, Verkehr und Mobilität und Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen sowohl in der Gesamtstadt als auch in ihrem Stadt- bzw. Ortsteil zu äußern. 40,8 Prozent der Angeschriebenen haben einen Fragebogen beantwortet. Der Vergleich der tatsächlichen Einwohnerstruktur Potsdams mit der Struktur der Teilnehmenden hinsichtlich der Merkmale Geschlecht, Alter und Verteilung in den Stadtteilen zeigt eine sehr gute Übereinstimmung. Somit stehen die Umfrageergebnisse stellvertretend für alle Bürgerinnen und Bürger Potsdams und stellen eine wertvolle Informationsquelle für die Stadtverwaltung und die Stadtpolitik dar.

Wie in den vergangenen Erhebungsjahren auch, enthielt die diesjährige Umfrage wieder einen festen Frageteil, sodass Ergebnisse über mehrere Jahre miteinander verglichen werden können und einen variablen Teil mit aktuellen Fragestellungen. Dieses Mal stand das Thema Weiterbildung im Vordergrund: Die aus den Daten gewonnenen Erkenntnisse werden insbesondere vom Bildungsbüro der Landeshauptstadt Potsdam nachgefragt und sollen in das kommunale Bildungsmanagement einfließen, um Steuerungsansätze und Bildungsziele für Potsdam entwickeln zu können. Weiterhin wurden einige Fragen im Themenblock Verkehr in Hinblick auf nachhaltige Mobilität formuliert. Hier geht es darum, unter welchen Bedingungen sich Potsdamer Autofahrer einen Umstieg auf andere Verkehrsmittel vorstellen können, ob für sie Car-Sharing-Angebote oder die Anschaffung eines Elektroautos in Frage kommen.

Alle Ergebnisse liegen in einem ausführlichen Bericht der Reihe Statistischer Informationsdienst vor und können kostenlos unter www.potsdam.de/umfrage heruntergeladen werden. Durch einen umfangreichen Tabellenteil können zudem eigene Auswertungen der Umfrageergebnisse vorgenommen werden.

Die wichtigsten Informationen auf einen Blick:

Ungleiche Entwicklung: Steigende Haushaltsnettoeinkommen bei leicht wachsender Armutsgefährdung
Durchschnittlich stehen dem Haushalt eines Teilnehmenden 2 700 Euro pro Monat zur Verfügung. In 2015 lag das Haushaltsnettoeinkommen der Teilnehmenden noch bei 2 400 Euro pro Monat. Unter Hinzuziehung des Nettoäquivalenzeinkommens, bei dessen Berechnung auch die Haushaltsgröße und -zusammensetzung berücksichtigt werden, gelten allerdings rund 15 Prozent der Teilnehmenden als armutsgefährdet (2015: 12,8 Prozent). Das monatliche Äquivalenzeinkommen dieser Gruppe beträgt weniger als 780 Euro pro Monat.

Hohe Mietbelastung für Ein-Personen-Haushalte
Für die Kaltmiete werden nach Angaben der Mieter im Durchschnitt monatlich 557 Euro gezahlt. Dafür erhält der durchschnittliche Mieter 2,9 Wohnräume auf 74 m². 56,4 Prozent der Teilnehmenden geben an, dass sich die Kaltmiete in ihrer Wohnung in den vergangenen vier Jahren erhöht hat. Insgesamt 30,6 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens werden von den Potsdamer Mietern durchschnittlich für die Zahlung der Gesamtmiete aufgewendet. Besonders hohe Mietbelastungsquoten können für Haushalte festgestellt werden, die ein monatliches Nettoeinkommen von 1 000 Euro unterschreiten oder nur aus einer Person bestehen. Ein-Personen-Haushalte wenden durchschnittlich rund 37 Prozent des monatlich verfügbaren Nettoeinkommens für die Miete auf. Mehr als die Hälfte der Alleinlebenden gibt mehr als 33 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens dafür aus.  

Alleinerziehende im Kontext sozialer Ungleichheit
In einem extra Kapitel wird erstmals gesondert auf die Situation von Alleinerziehenden in Potsdam eingegangen, deren Lebenslage von sozialer Ungleichheit gekennzeichnet ist. Die alleinerziehenden Elternteile erhalten regelmäßig weniger der wertvollen Güter einer Gesellschaft als Paare mit Kindern. Sichtbar wird dies vor allem an der ökonomischen Situation, die sich unter anderem in den Wohnverhältnissen und den beruflichen Umständen widerspiegelt. Die niedrigere Lebenszufriedenheit und die pessimistischere Zukunftshaltung von alleinerziehenden Elternteilen könnten aus dieser Konstellation resultieren.  

Sicherer Arbeitsplatz in Potsdam
Die Bewertung der eigenen Arbeitsplatzsicherheit verbesserte sich 2017 im Vergleich zu den Vorjahren nochmals. Bei Betrachtung aller erwerbstätigen Teilnehmenden kann festgestellt werden, dass der Anteil derjenigen, der den eigenen Arbeitsplatz für „eher unsicher“ (8,2 Prozent) oder „sehr unsicher“ (1,9 Prozent) hält, im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesunken ist. Ein Anteil von fast 90 Prozent der erwerbstätigen Teilnehmenden bewertet den eigenen Arbeitsplatz als „sehr sicher“ (38 Prozent) oder „eher sicher“ (51,9 Prozent), was einen neuen Spitzenwert bedeutet.

Erstmalige Abfrage zu Weiterbildungen
Erstmals wurde in der Bürgerumfrage „Leben in Potsdam“ nach den Weiterbildungserfahrungen der Teilnehmenden gefragt. Etwa ein Drittel (32,4 Prozent) hat in den vergangenen 12 Monaten eine berufliche oder private Weiterbildung besucht, wobei insbesondere berufliche Gründe dafür  ausschlaggebend gewesen sind (95,8 Prozent). Neben dem persönlichen Interesse (92,5 Prozent) gaben die Teilnehmenden an, Weiterbildungen zu besuchen, um nette Leute kennenzulernen (37,4 Prozent). Am häufigsten wurden Veranstaltungen zu den Themenbereichen „persönliche Kompetenzen und Kommunikation“, „Gesundheit“ sowie „Handwerk, Technik und Computer“ besucht. Während Veranstaltungen zu letztgenanntem Thema deutlich häufiger von  Männern besucht werden, sind es beim Thema „Gesundheit“ vor allem Frauen. Teilnehmende mit Migrationshintergund besuchen besonders häufig Sprachkurse. Mangelnde Zeit sowie zu hohe Kosten sind die Haupthinderungsgründe, keine (weiteren) Weiterbildungsangebote wahrzunehmen. Teilnehmende und Nichtteilnehmende an Weiterbildungsveranstaltungen in den letzten 12 Monaten geben den Hinderungsgründen zum Teil unterschiedliches Gewicht. Fehlendes Interesse wird von denjenigen, die keine Weiterbildungsveranstaltung besucht haben, häufiger als Hinderungsgrund angegeben. Außerdem gibt diese Gruppe häufiger als die der Weiterbildungsteilnehmenden an, dass das Interesse des Arbeitgebers bzw. die Informationen zu entsprechenden Veranstaltungen fehlten.

Zufriedenheit mit Verkehrskriterien gesunken
Für fast alle Kriterien, die den Verkehr in Potsdam betreffen, kann gegenüber den Erhebungen der Vorjahre festgestellt werden, dass sich die Zufriedenheitsbewertungen verschlechtert haben. Hinsichtlich der Zufriedenheit stehen die Parkplatzgebühren sowie das Parkplatzangebot in der Innenstadt am unteren Ende der Bewertungen. Die besten Noten vergeben die Teilnehmenden für das Liniennetz und die Taktzeiten des Öffentlichen Nahverkehrs. In den Vorjahren befand sich das Kriterium Preis-/Leistungsverhältnis des Öffentlichen Nahverkehrs im Mittelfeld und rutscht 2017 erstmals deutlich ab. Der Verkehrsbetrieb Potsdam hatte zum 1. Januar 2017 nicht nur seine Tarife, sondern auch seine Angebote (z. B. Reichweite der Kurzstreckentickets) angepasst, was sich negativ auf Zufriedenheitsbewertung der Teilnehmenden ausgewirkt hat.

Bus und Bahn als Alternative zum Auto
Für alle untersuchten Wegezwecke wird der sogenannte „Umweltverbund“ (ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß) von den Potsdamerinnen und Potsdamern am stärksten genutzt; hier vor allem auf dem Weg in die Innenstadt. Für Einkäufe und Erledigungen wird das Auto mit fast 41 Prozent und auf dem Weg zur Arbeit, Schule und Ausbildungsstätte zu 35,4 Prozent genutzt. Bei letzterem jedoch vor allem für die weiter entfernteren Ziele. Erstmals wurde mit der Bürgerumfrage in Erfahrung gebracht, unter welchen Umständen Teilnehmende auf die Nutzung ihres Autos innerhalb der Stadt Potsdam verzichten und inwieweit Car-Sharing-Angebote oder Elektroautos in Frage kommen würden. Am ehesten können sich autofahrende Teilnehmende einen Umstieg auf Bus und Bahn vorstellen. Insbesondere eine geänderte Tarifgestaltung, die Erhöhung der Taktzeiten sowie der Ausbau des Liniennetzes würden dazu beitragen. Des Weiteren kommen für rund ein Viertel der Teilnehmenden Car-Sharing Angebote und für fast 41 Prozent die Anschaffung eines Elektroautos in Frage.

Bestnoten für Museen und Schwimmbäder
Bei der Einschätzung verschiedener Einrichtungen und Angebote in Potsdam in Bezug auf die Zufriedenheit der Teilnehmenden schneiden die Grün- und Erholungsflächen der Stadt wieder am besten ab. Am unzufriedensten sind die befragten Bürgerinnen und Bürger mit dem Wohnungsangebot in Potsdam, das sich erneut auf dem letzten Platz der Zufriedenheitsbewertung befindet. Auch das Potsdamer Nachtleben und die Kinderbetreuungseinrichtungen erhalten hinsichtlich der Zufriedenheit vergleichsweise negative Bewertungen, dabei verschlechterte sich die Zufriedenheit mit letzteren im Vergleich zu 2015 am deutlichsten. Wesentlich positiver als noch in der letzten Erhebung werden die Potsdamer Museen und Ausstellungen bewertet. Im Ranking der Zufriedenheitsbewertungen landen diese auf dem zweiten Rang, vier Plätze besser als noch 2015. 46 Prozent der Teilnehmenden geben zudem an, dass sie die Museen und Ausstellungen der Stadt regelmäßig besuchen – neun Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren. Ähnliche Beobachtungen können für die Schwimmbäder festgestellt werden, die nicht nur häufiger besucht, sondern auch positiver bewertet werden als zwei Jahre zuvor. Diese Entwicklungen können einerseits mit der Eröffnung des Museums Barberini am Alten Markt im Januar 2017 und andererseits mit der Neueröffnung des blu – Sport- und Freizeitbades während des Erhebungszeitraums im Juni 2017 in Zusammenhang stehen.