"Kurzstrecke" wieder 6 Stationen oder Fahrpreiserhöhung zurücknehmen

Votierungsliste Nummer: 
21
Laufende Nummer: 
73
Art der Übermittlung: 
Post
Betrifft: 

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen:

Die Fahrpreiserhöhung für eine Kurzstrecke der TRAM von 1,40 Euro auf 1,90 Euro wird zurück genommen. Das Kurzfahrticket gilt für 6 Stationen.

Bewertung / Einschätzung der Landeshauptstadt Potsdam: 

Vor dem Hintergrund einer möglichen kostenneutralen Lösung wurden die Nachfrage- und Erlöswirkungen einer Rückführung der Kurzstrecke auf die ursprüngliche Reichweite von sechs Stationen geprüft. Dabei wurde festgestellt, dass durch diese Maßnahme Mindererlöse in Höhe von rund 217.000 Euro bei der ViP entstehen.

Zur Kompensation der Mindererlöse wurden zwei Szenarien entwickelt:

1. Kompensation durch eine Anpassung der Kurzstreckenpreise: Um das oben genannte Erlösdelta auszufüllen, müssten die Preise aller Tarifprodukte der Kurzstrecke Potsdam (Einzelfahrschein Kurzstrecke, Einzelfahrschein Kurzstrecke ermäßigt, Mehrfahrtenkarte Kurzstrecke, Mehrfahrtenkarte Kurzstrecke ermäßigt) um ca. 20% angehoben werden. Das bedeutet z. B. die Erhöhung des Einzelfahrausweises Kurzstrecke von 1,50 Euro auf 1,80 Euro. Durch diese Maßnahme könnten Mehrerlöse in Höhe von 230.000 Euro erzielt werden.

2. Kompensation durch eine Anpassung des gesamten Bartarifsortiments: Wenn das Preisniveau des gesamten Bartarifs um etwa 5 % angehoben wird (rundungsbedingt bei einzelnen Produkten auch etwas mehr), entstehen ebenfalls Mehrerlöse in Höhe von 230.000 Euro. Das bedeutet z. B. die Anhebung des Einzelfahrausweises Kurzstrecke von 1,50 Euro auf 1,60 Euro. Der Preis für den Einzelfahrausweis im Regeltarif erhöht sich von 2,10 Euro auf 2,20 Euro und der Preis für die Tageskarte um 0,20 Euro auf 4,20 Euro.

Als Fazit kann somit festgehalten werden, dass eine Rückführung der Kurzstrecke auf sechs Haltestellen durch Preismaßnahmen bei den Kurzstrecken allein oder beim gesamten Bartarif gegenfinanziert werden kann. Wird das Erlösdelta über eine Preisanpassung der Kurzstrecken refinanziert, ist die Preisdifferenz zur Preisstufe Potsdam AB im Ergebnis sehr gering (0,30 Euro oder ca. 15 %). Somit erscheint die Kurzstrecke als Einstiegstarif in den ÖPNV als ungeeignet.

Zudem bleibt zu erwähnen, dass insbesondere diejenigen Kurzstreckennutzerinnen und -nutzer, die also nur vier oder weniger Stationen weit fahren, eine weitere Preiserhöhung in Kauf nehmen müssten. Die Refinanzierung über den gesamten Bartarif hinweg, bringt zwar eine naturgemäß niedrigere Preisanpassung mit sich, es müssten aber fast alle Bartarifkunden höhere Preise in Kauf nehmen.

>> Zwischenstand der Prüfung (September 2018, (vgl. Vorlage - 18/SVV/0646):

Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung vom 07.03.2018 die folgenden Beschlüsse als Prüfaufträge gefasst: 17/SVV/0826 (Kostenloser öffentlicher Nahverkehr für Potsdam), 17/SVV/0828 (Kurzstrecke wieder 6 Stationen), 17/SVV/0833 (Modellversuch 1 Euro-Ticket)

Alle drei Beschlüsse beziehen sich auf die Finanzierungs- und Tarifstruktur des ÖPNV in der Landeshauptstadt Potsdam (LHP). Neben diesen Beschlüssen hat die Stadtverordnetenversammlung zahlreiche weitere Beschlüsse zur Ausgestaltung des ÖPNV gefasst. Dies ist Ausdruck für die Aktualität und Wichtigkeit einer zukunftsgerichteten Ausgestaltung des ÖPNV in der wachsenden Landeshauptstadt Potsdam (LHP).

Bereits in Umsetzung des Beschlusses zum Masterplan 100% Klimaschutz bis 2050 (DS 17/SVV/0537) wurde die Arbeitsgruppe (AG) Bürgerticket etabliert. In dieser AG sind alle Fraktionen der SVV, die ViP GmbH sowie die relevanten Fachbereiche der LHP vertreten. In Abstimmung mit den Fraktionen befasst sich diese AG nunmehr insgesamt mit den Anträgen zur Finanzierung und grundsätzlichen Ausgestaltung des Nahverkehrs in Potsdam. 

Die AG hat bisher dreimal getagt. Es ging zunächst um eine Bestandaufnahme der insgesamt gefassten Beschlüsse, die Zielrichtung der AG sowie das konzeptionelle Vorgehen. Die nächste Sitzung ist am 19.09.2018 geplant. Über die Ergebnisse der AG wird voraussichtlich im ersten Quartal 2019 eine weitere Berichterstattung erfolgen.

Verlauf der Vorschlagseinbringung / Rechenschaft: 

Der Vorschlag wurde im Bürgerhaushalt 2018/19 der Landeshauptstadt Potsdam eingereicht. Er erhielt von den Potsdamerinnen und Potsdamern bei der abschließenden Votierung insgesamt 3.395 Punkte, wurde unter der Nummer 10 in die "Top 20 - Liste der Bürgerinnen und Bürger" aufgenommen und am 8. November 2017 der Stadtverordnetenversammlung übergeben. Der Vorschlag wird nun unter der Nummer DS 17/SVV/0828 in die politische Beratung des nächsten Stadthaushalts einbezogen und kann in den Kategorien „Annahme“, „In Umsetzung“, „Prüfauftrag“ oder „Ablehnung“ entschieden werden. Der Vorschlag wurde im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr am 28.11.2017 thematisiert und die Ablehnung empfohlen. Dies wurde damit begründet, dass eine Kostendeckung zu Lasten anderer Fahrten gehen würde (2/4/0). Der Vorschlag wurde vom Ausschuss für Finanzen in der Sitzung vom 17.1.2018 thematisiert und eine Ablehnung empfohlen (2/4/1). Begründet wurde die Ablehnung mit den Mehrkosten in Höhe von rund 217.000 Euro. Die Stadtverordnetenversammlung hat am 7.3.2018 eine weitergehende Prüfung beschlossen. Der Zwischenstand der Prüfung wurde durch die Stadtverordnetenversammlung am 9.10.2018 zur Kenntnis genommen bzw. als „durch Verwaltungshandeln erledigt“ beschlossen.

Rechenschaft zur Prüfung:

Die AG Bürgerticket hat sich am 18.06.2020 abschließend mit dem Vorschlag befasst und diesen einstimmig abgelehnt. Das Ergebnis ist in den Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität am 13.08.2020 eingebracht und bestätigt worden.

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>> Der Vorschlag wurde nach der Priorisierung vom Redaktionsteam, in dem Vertreter der Bürgerschaft und Verwaltung tätig waren, aus mehreren Vorschlägen zusammengefasst:

Nr. 73 - Fahrpreiserhöhung "Kurzstrecke" zurücknehmen
Die Fahrpreiserhöhung der Kurzstrecke von 1,40 € auf 1,90 € (bzw. 2,10 €) muss zurück genommen werden. 4 Stationen anstatt 6 (wie es vorher war) geht gar nicht. Das führt bspw. dazu, dass man für die kurze Strecke Glienicker Brücke bis zum Platz der Einheit nun den vollen Fahrpreis zahlen muss.

Nr. 92 - Kurzstrecke wieder auf 6 Stationen
Die Kurzstrecke der TRAM sollte wieder auf 6 Stationen ausgeweitet werden. Die neue Regelung mit nur 4 Stationen ist ein Witz.

Nr. 165 - Kurzstrecke wieder für 6 Stationen
Die Kurzstrecke in Potsdam sollte wieder auf sechs Stationen ausgeweitet werden.

Nr. 58 - "Kurzstrecke" soll wieder für 6 Haltestellen gelten
Wann erfolgt die Rücknahme der Verkürzung des Kurzfahrtickets Potsdam von 6 auf 4 Haltestellen. Ich wäre sehr dafür.

Nr. 493 - Ticketerhöhung Kurzstrecke hätte genügt
Die Erhöhung des Fahrpreises der Kurzstrecke hätte genügt. Es hätten nicht noch 2 Haltestellen (von 6 auf 4) gestrichen werden müssen. Mein Vorschlag: Die Änderung des Kurzstreckentickets von 6 auf 4 Haltestellen sollte rückgängig gemacht werden.

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